Mitten in Europa, im faszinierenden Dreiländereck von Deutschland, Polen und Tschechien, erstreckt sich eine einzigartige Architekturlandschaft, die bis heute ihren unverwechselbaren Charme bewahrt hat: die Welt der Umgebindehäuser. Schätzungsweise 19.000 dieser bemerkenswerten Bauwerke sind hier grenzüberschreitend erhalten geblieben – von der Oberlausitz und der Sächsischen Schweiz bis hin nach Niederschlesien und Nordböhmen. Dieses dichte Vorkommen einer traditionellen Volksbauweise ist weltweit einmalig und bietet Besuchern einen unvergleichlichen Einblick in die Baukultur Mitteleuropas.

Der 112 Kilometer lange Abschnitt der Deutschen Fachwerkstraße, bekannt als Oberlausitzer Umgebindehausstraße, ist als Rundtour angelegt und führt durch die malerischen Städte und Gemeinden Ebersbach-Neugersdorf, Seifhennersdorf, Großschönau, Mittelherwigsdorf, Oderwitz, Herrnhut und Kottmar. Die Route verläuft durch eine reizvolle Landschaft, die geologisch zum Oberlausitzer Bergland und dem Naturpark Zittauer Gebirge gehört – eine perfekte Kombination aus kulturellem Erbe und naturnaher Erholung.

Heute verbinden viele Umgebindehäuser ihre historische Ursprünglichkeit mit modernem Wohnkomfort. Sorgfältig gepflegt von ihren Eigentümern, strahlen sie Bodenständigkeit, Stolz und Gastfreundschaft aus – ein lebendiges Zeugnis einer jahrhundertealten Bau- und Lebensweise, die Besucher aus aller Welt begeistert.

1 Ebersbach-Neugersdorf

2 Seifhennersdorf

3 Großschönau

4 Mittelherwigsdorf

5 Oderwitz

6 Herrnhut

7 Kottmar

Deutsche Fachwerkstrasse: Oberlausitzer Umgebindehausstraße

Karte von mapz

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Ebersbach-Neugersdorf

Ebersbach-Neugersdorf ist eine lebendige Doppelstadt im Herzen der Oberlausitz und ein bedeutender Ausgangspunkt der Umgebindehausstraße. Die Stadt ist geprägt von einer Vielzahl gut erhaltener Umgebindehäuser, die das historische Ortsbild maßgeblich bestimmen. Besonders sehenswert ist der historische Ortskern von Neugersdorf mit seinen liebevoll restaurierten Fachwerk- und Umgebindehäusern, die einen Einblick in die traditionelle Bauweise und das Leben vergangener Jahrhunderte bieten.

Sehenswürdigkeiten

Umgebindehausmuseum Neugersdorf: Hier erfahren Besucher alles über die Geschichte, Architektur und Handwerkskunst der Umgebindehäuser. Das Museum bietet wechselnde Ausstellungen und Führungen an.

Evangelische Stadtkirche Neugersdorf: Ein schönes Beispiel sakraler Architektur in der Region.

Textilmuseum: Die lange Tradition der Textilindustrie wird hier anschaulich dargestellt und ergänzt das kulturelle Angebot der Stadt.

Seifhennersdorf

Seifhennersdorf ist eine charmante Kleinstadt, die ebenfalls reich an Umgebindehäusern ist. Die Stadt liegt malerisch eingebettet in die sanften Hügel der Oberlausitz und ist bekannt für ihre lebendige Handwerkstradition und das kulturelle Leben.

Sehenswürdigkeiten

Historischer Stadtkern: Zahlreiche Umgebindehäuser und Fachwerkbauten prägen das Stadtbild.

Heimatmuseum Seifhennersdorf: Hier wird die Geschichte der Region, insbesondere die Entwicklung der Textilindustrie und des Handwerks, anschaulich präsentiert.

Naturpark Zittauer Gebirge: Die Nähe zum Naturpark macht Seifhennersdorf zu einem idealen Ausgangspunkt für Wanderungen und Naturerkundungen.

Großschönau

Großschönau ist weithin bekannt als Zentrum der Oberlausitzer Leinenweberei und hat eine lange Tradition in der Textilherstellung. Die Stadt besticht durch ihre gut erhaltenen Umgebindehäuser und die Verbindung von traditioneller Architektur mit industriellem Erbe.

Sehenswürdigkeiten

Deutsches Damast- und Frottiermuseum: Dieses einzigartige Museum zeigt die Geschichte der Textilherstellung in der Region und beeindruckt mit einer umfangreichen Sammlung von Textilien und Webmaschinen.

Umgebindehaus-Ensemble: In Großschönau finden sich einige der schönsten und am besten erhaltenen Umgebindehäuser der Oberlausitz.

Großschönauer Kirche: Ein historisches Bauwerk mit sehenswerten Details.

Mittelherwigsdorf

Mittelherwigsdorf ist ein kleiner, idyllischer Ort, der durch seine zahlreichen Umgebindehäuser besticht. Die ruhige Lage und die Nähe zu größeren Städten machen Mittelherwigsdorf zu einem beliebten Ziel für Besucher, die Ruhe und Authentizität suchen.

Sehenswürdigkeiten

Historische Umgebindehäuser: Viele Häuser im Ortskern sind liebevoll restauriert und vermitteln einen Eindruck vom traditionellen Leben in der Oberlausitz.

Wanderwege: Die Umgebung lädt zu ausgedehnten Spaziergängen und Wanderungen ein, etwa entlang der Grenze zu Tschechien.

Kirche Mittelherwigsdorf: Ein kleines, aber historisch interessantes Gotteshaus.

Oderwitz

Oderwitz ist berühmt für seine Umgebindehäuser und gilt als eines der Zentren dieser Bauweise in der Oberlausitz. Die Gemeinde liegt malerisch am Fuße des Kottmar, dem höchsten Berg der Oberlausitz.

Sehenswürdigkeiten

Umgebindehäuser in großer Zahl: Der Ort verfügt über eine der höchsten Dichten an Umgebindehäusern in der Region.

Museum Umgebindehaus: Ein kleines Museum, das die Bauweise und Geschichte der Umgebindehäuser anschaulich darstellt.

Kottmar: Der Hausberg lädt zu Wanderungen mit herrlichen Ausblicken ein.

Heimatstube Oderwitz: Hier wird die regionale Kulturgeschichte lebendig präsentiert.

Herrnhut

Herrnhut ist nicht nur wegen seiner Umgebindehäuser bekannt, sondern auch als Geburtsort der Herrnhuter Brüdergemeine, einer bedeutenden protestantischen Glaubensgemeinschaft mit weltweiter Ausstrahlung.

Sehenswürdigkeiten

Herrnhuter Sterne: Die berühmten Adventssterne werden hier seit Jahrhunderten hergestellt und sind ein beliebtes Souvenir.

Herrnhuter Brüdergemeine: Das historische Zentrum der Gemeinde mit Kirche, Museum und zahlreichen historischen Gebäuden.

Umgebindehäuser: Auch in Herrnhut prägen die traditionellen Häuser das Ortsbild.

Museum der Herrnhuter Brüdergemeine: Einblicke in die Geschichte und den Einfluss der Glaubensgemeinschaft.

Kottmar

Kottmar ist eine Gemeinde, die sich nach dem gleichnamigen Berg richtet, dem höchsten Punkt der Oberlausitz. Die Region ist geprägt von ländlicher Idylle, Umgebindehäusern und einer abwechslungsreichen Landschaft.

Sehenswürdigkeiten

Umgebindehäuser in den Ortsteilen: Besonders in den kleinen Dörfern rund um Kottmar sind viele Umgebindehäuser erhalten geblieben.

Kottmar-Berg: Ein beliebtes Ziel für Wanderer und Naturliebhaber mit einem Aussichtsturm und herrlichen Panoramablicken.

Naturpark Zittauer Gebirge: Die Nähe zum Naturpark bietet vielfältige Freizeitmöglichkeiten in der Natur.

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Die Geschichte der Umgebindehäuser – Ein Spiegel der Region und ihrer Menschen

Die Entstehung der Umgebindehäuser ist eng mit der wechselvollen Geschichte und den Lebensbedingungen der Menschen in der Oberlausitz und den angrenzenden Regionen verbunden. Ihre Entwicklung begann bereits im späten Mittelalter, etwa um das Jahr 1400, und setzte sich über mehrere Jahrhunderte fort. Die Umgebindehäuser sind das Ergebnis einer einzigartigen Verbindung verschiedener Bauweisen, die sich im Laufe der Zeit zu einer eigenständigen und funktionalen Architekturform vereinten.

Ursprünglich waren die Häuser in der Region vor allem als Blockbauten aus Holz errichtet, die den rauen klimatischen Bedingungen und den verfügbaren Materialien Rechnung trugen. Im Laufe der Zeit wurden diese einfachen Holzhäuser mit Fachwerkstrukturen kombiniert, die vor allem im Obergeschoss zum Einsatz kamen. Das charakteristische Merkmal der Umgebindehäuser ist das sogenannte „Umgebinde“ – ein tragendes Holzgerüst, das den oberen Fachwerkbau vom unteren Blockbau abtrennt und gleichzeitig stützt. Diese Konstruktion ermöglichte es, die Wohnräume flexibel zu gestalten und das Dach stabil zu tragen, ohne dass die unteren Wände die Last direkt übernehmen mussten.

Die genaue Herkunft und der Ursprung dieser Bauweise sind bis heute nicht abschließend geklärt, was viele Architekten und Historiker zu verschiedenen Theorien inspiriert hat. Wahrscheinlich entstand die Bauform als pragmatische Antwort auf die Bedürfnisse der bäuerlichen und handwerklichen Bevölkerung, die sowohl Wohnraum als auch Arbeitsstätten benötigte. Die Kombination aus Blockbau und Fachwerk bot Schutz vor Witterung, gute Wärmedämmung und zugleich eine stabile Konstruktion, die auch bei wechselnden Bodenverhältnissen standhielt.

Heute sind die Umgebindehäuser nicht nur ein architektonisches Erbe, sondern auch ein Symbol für die Verbundenheit der Menschen mit ihrer Heimat und ihrer Geschichte. Viele der Häuser wurden liebevoll restauriert und modernisiert, wobei der ursprüngliche Charakter bewahrt wurde. Sie stehen für eine Baukultur, die Funktionalität, Ästhetik und Tradition in einzigartiger Weise vereint – ein lebendiges Zeugnis der Oberlausitz und ihrer Menschen.

Steckbrief: Oberlausitzer Umgebindehausstraße

Lage: Oberlausitz, Sachsen, im Dreiländereck Deutschland – Polen – Tschechien

Länge der Route: ca. 112 Kilometer (Rundtour)

Orte entlang der Route: Ebersbach-Neugersdorf, Seifhennersdorf, Großschönau, Mittelherwigsdorf, Oderwitz, Herrnhut, Kottmar

Landschaft: Oberlausitzer Bergland, Naturpark Zittauer Gebirge – hügelig, waldreich, naturnah

Besonderheit: Höchste Dichte an Umgebindehäusern weltweit – einzigartige Kombination aus Fachwerk- und Blockbauweise mit tragendem Holzgerüst (Umgebinde)

Historische Bedeutung:

  • Entstehung der Umgebindehäuser ab ca. 1400 bis Mitte 19. Jahrhundert
  • Region geprägt von Leinenweberei, Textilindustrie und -handel
  • Zahlreiche historische Fabrikgebäude zeugen von der industriellen Vergangenheit

Sehenswürdigkeiten:

  • Umgebindehausmuseum Neugersdorf
  • Deutsches Damast- und Frottiermuseum Großschönau
  • Museen und Heimatstuben in Seifhennersdorf, Oderwitz und Herrnhut
  • Historische Altstädte und Ortskerne mit zahlreichen Umgebindehäusern
  • Kottmar-Berg mit Aussichtsturm und Wanderwegen

Aktivitäten:

  • Geführte Architektur- und Kulturwanderungen
  • Rad- und Wandertouren im Naturpark Zittauer Gebirge
  • Besuch von Museen und Handwerksbetrieben
  • Teilnahme an regionalen Festen und Märkten
  • Kulinarische Genüsse mit regionaler Küche

Beste Reisezeit: Frühling bis Herbst (April bis Oktober)

Anreise:

  • Mit dem Auto gut erreichbar über die A4 und B178
  • Bahnverbindungen zu nahegelegenen Städten wie Zittau, Görlitz und Dresden, von dort Busverbindungen

Unterkünfte: Ferienwohnungen in historischen Umgebindehäusern, Pensionen, kleine Hotels und Gasthäuser entlang der Route

Ideal für: Kultur- und Architekturinteressierte, Naturliebhaber, Wander- und Radfreunde, Genießer regionaler Traditionen und Geschichte

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Fotos: (c)Karin Jähne – stock.adobe.com; (c)Vojtch – stock.adobe.com