Weihnachten in Deutschland : Von geheimnisvollen Bräuchen bis zu vergessenen Traditionen
Sie dachten, sie kennen alle deutschen Weihnachtsbräuche? Weit gefehlt! Hinter den klassischen Ritualen wie Plätzchen backen und Christbaum schmücken verstecken sich jahrhundertealte, skurrile und fast vergessene Traditionen, die selbst viele Deutsche nicht mehr kennen.
Heute nehmen wir Sie mit auf eine Reise zu den ungewöhnlichsten, schönsten und kuriosesten Bräuchen, die unsere Vorfahren geprägt haben – und die teilweise noch heute (heimlich) weiterleben.
Die geheimnisvolle Welt der „Raunächte“: Wenn die Geister umherziehen
Zwischen Weihnachten und dem 6. Januar – also in den „Zwölf Heiligen Nächten“ – glaubte man früher, dass die Grenzen zwischen den Welten besonders dünn sind. Diese Zeit, auch „Raunächte“ genannt, war voller Aberglauben, Orakel und magischer Rituale. Hier ein paar der spannendsten Bräuche:
1. Das „Bleigießen“ – oder warum wir heute Wachs nehmen
Früher goss man geschmolzenes Blei in kaltes Wasser und deutete die entstandenen Formen als Vorschau auf die Zukunft. Eine Kugel? Glück im neuen Jahr! Ein Kreuz? Vorsicht vor Krankheit! Da Blei aber giftig ist, wird heute oft Wachs verwendet. Tipp: Probier’s aus – aber bitte nur mit umweltfreundlichem Bienenwachs!
2. Die „Perchtenläufe“ in Bayern und Österreich
In den Alpenregionen ziehen in den Raunächten dämonische Gestalten mit Fellmasken und Ketten durch die Dörfer: die Perchten. Sie sollen böse Geister vertreiben und Glück bringen. Wer ihnen begegnet, darf nicht den Namen sagen – sonst holen sie einen mit! Heute sind die Läufe vor allem ein spektakuläres Schauspiel mit Feuer und Trommeln.
3. Das „Klöpfern“: Wenn Kinder die Geister vertreiben
In Thüringen und Sachsen gingen Kinder in den Raunächten von Haus zu Haus und klopften mit Stöcken an die Türen. Damit sollten sie böse Wintergeister verjagen. Dafür gab’s Äpfel, Nüsse oder Münzen. Ein Brauch, der heute fast vergessen ist – aber wer weiß, vielleicht wird er ja wieder modern?
4. Das „Schuhplatteln“ als Glücksbringer
In Bayern tanzten die Bauern in den Raunächten Schuhplattler, um die Fruchtbarkeit der Felder zu sichern. Wer heute in der Silvesternacht einen Schuhplattler hinlegt, soll Glück im neuen Jahr haben. Probier’s aus! (Und falls du nicht tanzen kannst: Ein einfacher Polka-Schritt reicht auch.)
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Skurrile Bräuche: Von „Schmutzli“ bis „Butzenbären“
1. Der „Schmutzli“ – der schweizerisch-deutsche Nikolaus-Helfer
In Südbaden und Teilen Württembergs begleitet den Nikolaus manchmal der „Schmutzli“ (oder „Schmutzle“). Er trägt einen schwarzen Mantel, eine Larve und einen Sack – und wer nicht artig war, landet darin! Ähnlich wie der Krampus, aber weniger gruselig. Heute ist er vor allem eine Folklorefigur auf Weihnachtsmärkten.
2. Die „Butzenbären“ im Schwarzwald
Im Schwarzwald ziehen in der Adventszeit „Butzenbären“ durch die Dörfer – Männer in Fellkostümen, die mit Ketten rasseln und die Zuschauer erschrecken. Der Brauch geht auf vorchristliche Winterrituale zurück und soll böse Geister vertreiben.
3. Das „Strohsterne-Basteln“ in Norddeutschland
In Schleswig-Holstein und Niedersachsen basteln viele Familien in der Adventszeit Strohsterne – nicht nur als Deko, sondern als Symbol für Glück und Schutz. Früher hing man sie über die Haustür, um Blitze abzuwehren. Heute sind sie ein beliebtes DIY-Projekt für kalte Winterabende.
4. Das „Wünschelruten-Gehen“ in der Weihnachtsnacht
In Thüringen und Franken gingen früher junge Mädchen in der Heiligen Nacht mit einer Wünschelrute durch den Wald. Wenn die Rute ausschlug, sollte dort ein Schatz oder ein zukünftiger Ehemann vergraben sein. Heute wird der Brauch eher als romantische Legende weitererzählt.
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- Thiele, Johannes(Autor)























